Europameisterschaft 2017 in Tiflis / Georgien

Am 20. und 21. April 2017 macht sich die deutsche Sumo-Delegation in die georgische Hauptstadt Tiflis /Tbilissi auf. Gastgeber Tengiz Rhokadze, Chef der Georgischen Sumo-Föderation und EFS-Sportdirektor, lud ein.

 

Folgende deutsche Athleten, Kampfrichter und Offizielle sind für die Teilnmahme an den Europameisterschaften in Tiflis nominiert worden:

Gewichtsklasse Rikishi
bis 65 kg

Julia Dorny

Stephanie Steinmetz

bis 73 kg

Daniela Schmidtsdorf

bis 80 kg

Kerstin Schmidstdorf

Johanna Schumann

bis 95 kg Anika Schulze
   
Open

Kerstin Schmidtsdorf

Anika Schulze

Ersatz: Johanna Schumann

   
Herren:  
bis 85 kg Philipp Brinkmann
bis 100 kg Jörg Frischmann
über 115 kg

Johannes Schalygin

Thomas Walter

   
Open

Johannes Schalygin

Thomas Walter

Ersatz: Jörg Frischmann

   
Team Damen

1. Johanna Schumann

2. Kerstin Schmidtsdorf

3. Stephanie Steinmetz

Ersatz: Daniela Schmidtsdorf

   
Team Herren

1. Thomas Walter

2. Johannes Schalygin

3. Jörg Frischmann

Ersatz: Philipp Brinkmann

   
Kampfrichter

Elke Nowack (Weltkampfrichterin)

Frank Karstan

Frank Knoch

   
Delegationsteam

Präsident Michael L. Hübner

Vizepräsident Dr. Torsten Kastner

Geschäftsführer Wolfgang Zuckschwerdt

Bundestrainerin Sandra Köppen-Zuckschwerdt

Donnerstag, den 20. April 2017

Die Delegation der Offiziellen und der Kampfrichter trafen sich auf dem Berliner Flughafen Tegel, um über Istanbul (Konstantinopel) , Sabiah-Gökcen-Flughafen, in die georgische Haupstadt Tiflis zu reisen.

Der erste Vormittag bot zunächst einmal Raum und Muße sich zu aklimatisieren.

 

Eine schöne Metropole zwischen Hohem und Kleinem Kaukasus, mit völlig anderer Sprache und sogar anderer Schrift. Wollen wir hoffen, dass wenigstens die Sportregeln auf einem internationalen Konsens beruhen!

 

Tengiz Rhokadze, Chef der Georgischen Sumo-Föderation, hat gut organisiert. Die Hotels sind sehr angenehm.

 

Freitag, den 21. April 2017

Der Freitag brachte lediglich die Akkreditierung der Sportler und der Offiziellen in der Judo-Akademie Beliaschwilli-Straße 5.

Die Erfahrungen des heutigen Tages ließen uns stolz auf die Organisation unserer 2016er Kadetten-EM sein.

Am Abend wurden die Listen für den Samstag gedruckt und ausgegeben.

Samstag, den 22. April 2017

Gegen 8:30 Uhr, eine halbe Stunde vor Wettkampfbeginn, wurden durch Andrzeij Wojda die Kampfrichter in der Sporthalle eingewiesen. Gegen 9:00 Uhr begannen die Kämpfe mit der Klasse weiblich U21 55 kg. An diesem Tage wurden die Altersklassen U 21 weiblich und männlich, sowie am Nachmittag die Altersklassen U 23 weiblich und männlich ausgefochten.

Gegen 14:00 Uhr sollte der Einmarsch der Rikishi stattfinden, der allerdings abgesagt wurde, weil die Wettkämpfe in zeitlichen Verzug gerieten und einige organisatorische Fragen nicht rechtzeitig geklärt werden konnten. Kompensiert wurde das entfallene Zeremoniell allerdings durch eine begeistert aufgenommene Tanzeinlage georgischer Folklore-Tänzer, einer Truppe allerliebster Tanzmäuse und einer Trommlerstaffel mit virtuos-artistischen Einlagen.

Die deutschen Athleten kamen allerdings am Samstag noch nicht zum Zuge und werden erst am Sonntag ihre Kräfte mit den Sumotori der anderen europäischen Nationen messen können.

Sonntag, den 23. April 2017

 

Am Sonntag kamen die deutschen Athleten zum Zuge.

 

Das Umfeld und die Qualität der Meisterschaftsausrichtung allerdings verlangte selbst hartgesottenen Sportlern einiges ab.  Die deutsche Equipe biss die Zähne zusammen und tröstete sich mit dem Bewusstsein, den hohen Standard bestätigt zu finden, mit welchem die deutsche Sumo-Hauptstadt Brandenburg an der Havel im letzten Jahr reüssierte.

Fünf Damen und vier Herren kämpften tapfer gegen eine auf unbedingten Siegeswillen gedrillte, osteuropäische Übermacht. Doch sie kämpfte auch gegen das vom nicht existenten Organisationsbüro geschaffenen Chaos. So stand Stephanie Steinmetz urplötzlich einer völlig anderen Gegnerin gegenüber, als derjenigen, auf die sie von der Bundestrainerin nach der Liste vorbereitet worden war. Grund waren neu erstellte Listen mit völlig neuer Auslosung. Dafür fanden sich Rikishi auf der Liste, die überhaupt nicht anwesend waren.

Die deutsche Top-Kämpferin wurde durch diese überraschende, nur Sekunden vor dem Kampf initiierte Änderung buchstäblich aus der Bahn geworfen und um ihre Medaillenchance gebracht. Auch Kerstin Schmidtsdorf, die zu den langjährigen Favoritinnen des deutschen Teams zählt, wurde nach einer skandalösen Schiedsrichterfehlentscheidung um Bronze gebracht und musste sich mit einem fünften Platz begnügen. Johanna Schumann aus Tauber-Bischofsheim, die seit der Weltmeisterschaft 2016 in Ulan Bator kämpferisch sehr zugelegt hatte, fand sich plötzlich nicht mehr in der Mannschaftsaufstellung wieder, obgleich sie von der EFS offiziellen bestätigt worden war. Erst eine handschriftliche Eintragung des EFS-Generalsekretärs löste das Problem.

Auch diesen Widrigkeiten trotzte eine hervorragend aufgestellte und im Zusammenhalt vorbildliche schwarz-rot-goldene Mannschaft und brachte stolz die Silbermedaille im Mannschaftswettbewerb der Damen nach Hause. Auch wenn die Erwartungen der Bundestrainerin bezüglich des Medaillenspiegels höher gesteckt waren, gemessen an der Unterzahl der Deutschen und an den scheinbar unbegrenzten Mitteln der Osteuropäer verbuchten die DSB-Athleten einen absolut respektablen Achtungserfolg. Nicht hoch genug anzurechnen ist der gesamten Mannschaft der vorbildliche Sportsgeist, der sich auch darin ausdrückt, dass alle Athleten ihre Kosten ganz allein trugen. Aufgrund trotz Handlungsbedarf sträflich verzögerter Entscheidungen im deutschen administrativen und juristischen Bereich können die deutschen Sumotori noch immer nicht auf die so dringend benötigten staatlichen und olympischen Fördermittel zurückgreifen und geraten auch durch diese ärgerliche Situation auf internationaler Bühne unverschuldet ins Hintertreffen.

Der kleinen, vierköpfigen norwegischen Mannschaft sei attestiert, dass sie – obgleich völlig chancenlos, den Geist einer Europameisterschaft durch den ungetrübten Ausdruck der Freude an ihrem Sport sichtbar stärkten. Sie setzten einen Kontrapunkt zu manchen Teams, vorzüglich aus Osteuropa, deren Credo anscheinend lautet: 'Lasst uns die Kämpfe vorzugsweise mit Tsuparis Schlägen mit der flachen Hand ins Gesicht) und Tritten führen, so dass man am Ende einen Sumo-Kampf kaum noch vom American Wrestling unterscheiden kann!' Dass aber ein sauberes und technisch versiertes Sumo auch solche Fehlentwicklungen stoppen kann, das bewiesen einige Rikishi, als sie beispielsweise den georgischen Superstar Lascha Meschwiaschwili zweimal hintereinander krachend und kompromisslos aus dem Ring schickten.

Alles in allem bestätigten die Russen und die Polen ihre Medaillenforderungen, was aber neben der unbestrittenen technischen Brillanz einiger ihrer Vertreter eben auch durchaus der schieren Masse ihrer Mannschaftsstärke zuzurechnen ist. Immerhin liefen beide Nationen mit jeweils 60 Sumotori auf.

Deutschland ging in jeder Hinsicht gestärkt aus der EM Tiflis hervor. Begeisterte Sumo-Tori, wie der Brandenburger Johannes Schalygin, der Berliner Thomas Walter, der Osnabrücker Philipp Brinkmann sowie der Babelsberger Jörg Frischmann mussten zwar noch einmal Lehrgeld bezahlen, gewannen im Gegenzug dafür jedoch einiges an wertvoller Erfahrung und Kampfstärke hinzu.

Die Deutschen errangen folgende Platzierungen:

Den 2. Platz erstritt das Damen-Team mit den Schwestern Daniela und Kerstin Schmidtsdorf, Johanna Schumann und Stephanie Steinmetz.

Fünfte Plätze belegten Daniela Schmidtsdorf in der Gewichtsklasse 73 kg, Kerstin Schmidtsdorf in der Klasse 80 kg, Johanna Schumann in der Kategorie Open und das Team der Männer mit Johannes Schalygin, Thomas Walter, Jörg Frischmann und Philipp Brinkmann.

Julia Dorny (65 kg), Johanna Schumann (80 kg) und Jörg Frischmann (100 kg) erkämpften sich jeweils siebte Plätze.

 

Fotos: hueb, Kastan

Montag, den 24. April 2017

Die Rückreise geriet noch einmal für den Hauptteil der Mannschaft zur Zitterpartie, als es im Tifliser Flughafen zunächst hieß, das Flugzeug der Turkish Air nach Istanbul hätte 3 3/4h Verspätung und etwas später verlautbart wurde, es würde ganz ausfallen. Damit stand der Anschluss in Konstantinopel zur Disposition. Kurze Zeit später aber mobilisierte die türkische Fluglinie eine Maschine in Richtung Bosporus, welche den Deutschen, einen reibungslosen Übergang in das Flugzeug nach Berlin garantierte.

Allen Sportlern, Schiedsrichtern und Offiziellen sei für die Teilnahme an den 2017er Europäischen Meisterschaften gedankt und eine erfolgreiche Vorbereitung auf die nächsten für dieses Jahr anstehenden Turniere gewünscht.

Tschüss Tiflis und Hoher Kaukasus! Zurück in der Heimat!